Secondary School Teacher

Cristina Baglio, Secondary School Teacher for grades 5 to 8 in German and French at the Josef-Schwarz-Schule in Erlenbach

„Für mich war der Umstieg auf das Distance Learning anfangs eine Herausforderung, denn von einem Tag zum anderen fiel analoges Unterrichten komplett weg. Der „normale“ Schulalltag fand fortan über die Plattform Microsoft Teams statt. Anfängliche Überforderung verflog allmählich, da meine Schülerinnen und Schüler und auch ich uns mit der Zeit daran gewöhnten. Weiter fiel uns die digitale Unterrichtsumsetzung nicht schwer, da wir bereits vor der Schulschließung im Unterricht nicht nur analog, sondern auch zeitweise digital arbeiteten. Als wir uns aber komplett umstellen mussten, war für mich eine der wichtigsten Fragen: Wie motiviere und erreiche ich meine Kinder, wenn ich sie nicht direkt vor mir habe? Da uns wichtig war, dass die Kinder weiterhin einen strukturierten Alltag hatten, unterrichteten wir die Schülerinnen und Schüler nach Stundenplan, welcher auch von einem Großteil der SuS vollzählig online verfolgt wurde. Trotz anfänglicher Zweifel funktionierte dies wirklich gut.“ 

„In der Homeschooling-Zeit merkte ich noch stärker, wie diszipliniert, selbstständig und verantwortungsbewusst meine Fünftklässler schon waren, denn ich musste wirklich wenig einfordern. Darüber hinaus waren die SuS auch die ganze Zeit unheimlich motiviert. In den ersten Wochen war ich sehr positiv gestimmt und sagte meinen Kindern auch, dass wir uns in dieser besonderen Zeit weiterentwickeln und diese gemeinsam meistern würden. Nach den Osterferien fiel mir die erneute Rückkehr zum virtuellen Unterricht allerdings schwerer, da ich gehofft hatte, wieder zurück in die Schule zu dürfen. Überraschenderweise waren meine SuS motivierter und optimistischer gestimmt als ich, sodass sie mich mit ihrem Lerneifer und ihrer Energie mitrissen – und das bei Fünftklässlern, Wahnsinn! Meine SuS hatten es also mehr als verdient, eine ebenso positive Lehrkraft auf dem Bildschirm aufleuchten zu sehen.“

„Mithilfe des planmäßigen Unterrichtes fanden die Kinder schnell zu einer Tagesroutine und hatten trotz der Ausnahmesituation eine gewisse Struktur. Sie konnten sich bei Fragen oder Problemen in der Unterrichtszeit immer via Chat bei uns melden. Ich hatte den Eindruck, dass die Umstellung den meisten SuS nicht sehr schwerfiel. Es gab sogar die Situation, dass meine Siebtklässlerinnen und Siebtklässler vor unserem gemeinsamen Start um 8:15 Uhr online waren, mir einen „Guten Morgen!“ wünschten und sich nach dem Tagesplan erkundeten, wohingegen ich noch nicht mal meinen Kaffee getrunken hatte (lacht).“ 

„Zudem hatten sie schon während der normalen Schulzeit viel Spaß daran, mit Laptops oder Lernapps zu arbeiten. Ich finde, das Distance Learning war vor allem eine Bereicherung, denn für uns Lehrkräfte eröffneten sich Möglichkeiten, den Unterricht anders zu gestalten und neu zu entdecken. Um das Lernangebot für die Kinder noch abwechslungsreicher zu gestalten, boten wir neben Lernvideos, Powerpoint-Präsentationen und weiteren digitalen Darstellungen auch Aufgaben via QR-Code an. Das schuf einen tollen Lernanreiz für die Kinder und stellte eine Abwechslung zum Arbeitsblatt dar. Selbst die SuS wurden sehr kreativ und setzten beispielsweise für den Deutschunterricht die von ihnen geschriebenen Gedichte als Stop-Motion-Videos um. Für den Französischunterricht kochte ich beispielsweise ein Gericht und filmte dies ab, sodass es nachgekocht werden konnte. Vokabeln lernen und dabei schlemmen!“ 

„Genauso kreativ in ihrer digitalen Unterrichtsgestaltung waren meine Kolleginnen und Kollegen, die sich einiges einfallen ließen, damit es den SuS nicht langweilig wurde. Zu erwähnen ist auch unser Schulleitungs- und Leadershipteam – sie leisteten bei der ad hoc erfolgten Umstellung auf den Fernunterricht wirklich unfassbar tolle Arbeit! Dank ihres Einsatzes und ihrer Vorbereitung lief der Übergang zum Distance Learning nahezu reibungslos und es war gewährleistet, dass alle Kinder zum Start im Homeschooling mit Aufgaben versorgt waren. Alle waren sehr bemüht, das Beste für die Kinder herauszuholen: das Distance Learning stetig weiterzuentwickeln und zu optimieren, damit weiterhin toller Unterricht gewährleistet werden konnte.“ 

„Durch die Arbeit mit MS Teams war gutes Arbeiten überhaupt möglich. Vermutlich werden wir auch in Zukunft MS Teams zusätzlich zu unserem normalen Unterricht weiter benutzen. Aufgrund der fehlenden Möglichkeit, Schülerarbeiten zu benoten, führten wir unser internes Belohnungssystem „Merits“ weiter, damit die SuS sich weiterhin wertgeschätzt fühlten und nicht das Gefühl entwickelten, „umsonst“ zu arbeiten. Es war toll zu sehen, dass einige SuS, die im Klassenraum sonst eher passiv waren, während des Homeschoolings regelrecht aufblühten. Das bereitet einem als Lehrerin natürlich große Freude.“

„Dennoch würde ich nicht dauerhaft komplett digital unterrichten wollen, denn in Zeiten des Distance Learnings spürte ich schnell, wie schwer mir die plötzliche Distanz zu meinen SuS gefallen war und wie wichtig der unmittelbare Kontakt und die soziale Interaktion mit den Kindern auch für mich persönlich waren. Wir realisierten auch, dass die Kinder nicht auf ihre Coaching- und Klassenlehrerstunden verzichten wollten, weil sie den gemeinsamen wöchentlichen Austausch einfach brauchten. Wenn wir uns per Videochat gesehen hatten, wussten sie, dass wir an sie dachten und für sie da waren. Dementsprechend war die Freude riesig, als wir wieder zurück in die Schule durften und das trotz Maske, Desinfektionsmittel und Abstand halten.“ 

„Ich bin dankbar, wieder im Klassenraum zu sein: Endlich wieder ein normales Unterrichtsgespräch mit den Kindern führen oder gemeinsam mit ihnen am Smartboard Aufgaben lösen. Erwähnenswert ist auch, dass bei Wiederholungsübungen festzustellen war, dass Distance Learning nicht nur als Medium zum Erhalt des Unterrichts fungierte, sondern nachhaltiges Lernen mit sich zog. Ein tolles Ergebnis!“